Episode 19 Des Teufels Finger I - Lügengespinst

Fortsetzung Kapitel 3

 

Auf Burg Cortemilia am Morgen des 08. August 1557

Die schwarze Gräfin saß an ihrem Bett, als Edelfa am nächsten Morgen aufwachte.
Zutiefst zuwider war ihr die Gegewart jener Teufelsanbeterin. Am liebsten wäre sie aufgesprungen und weggelaufen. Bloß, wohin??
Deswegen holte sie sich das Wohlempfinden der vergangenen Nacht in ihr Bewusstsein zurück. Mit diesem Himmelstrost würde sie sich von nun an jeglicher Teufelei widersetzen, der sie ausgeliefert war…
Bestärkt zwang sich Edelfa zur Ruhe. Sie erwiderte den freundlichen Morgengruß, mit dem sie angesprochen wurde, nicht. Die Bitte, ihre linke Hüfte vorzuzeigen, ignorierte sie ebenso. Auf den Versuch, die Bettdecke von ihr zu ziehen, reagierte sie allerdings:
Sie hielt die Decke fest.
„Edelfa“, folgte, noch immer freundlich. „Lass mich deine Hüfte sehen. Ich muss sie mit einer Salbe bestreichen.“ Ein in ihre Richtung gehobenes Salbentöpfchen unterstrich die Aufforderung.
Edelfa entgegnete mit dem Signalisieren von Abscheu. Sie fasste sie nicht in Worte, legte sie wohl aber in ihre Blicke, die sie ihrem Gegenüber aus halb zusammengekniffenen Augen entgegenschleuderte. Dazu zog sie sich demonstrativ die Bettdecke bis übers Kinn.
„Gut“, wurde sich daraufhin in Gleichgültigkeit vom Bett entfernt. „Dann eben später. Stehe jetzt auf, mein Kind. Wasche und kleide dich, denn ich habe mit dir zu reden.“ Damit war Edelfa wieder allein.

Nicht etwa, weil man ihr es befohlen hatte – die in ihr aufsteigende Unruhe ließ Edelfa wenige Zeit später aufstehen und sich das schlichte graue Kleid anziehen. Für einige Augenblicke stand sie noch unschlüssig, doch dann rückte sie den Lehnstuhl an ein Fenster, gegen dessen Scheiben heftiger Regen trommelte. Dazu holte sie die Haarbürste und setzte sich ans Fenster, um sich ihrem Haar zu widmen.
Die langsamen Bürstenstriche bescherten ihr Seelenruhe, in der ihre Gedanken zu kreisen begannen:
„DES TEUFELS FINGER haben dich berührt“, resümierte sie sachlich. „Doch für ungewollte Berührungen gibt es Wasser und Seife. Und beides hast du reichlich benutzt.“ Kontrollierend schnüffelte sie an sich und nickte.
Dein Blut hat ER getrunken“, überlegte sie als nächstes und ihr Blick fiel auf ihre Armbeuge, in der sich der Einstich noch abzeichnete. „Aber es war aus deinem Körper herausgeflossen. Ebenso hätte ER einen Eimer voll Tierblut saufen können, wenn es IHN danach gelüstet hätte. – Was soll es also? Es hat mit dir nichts zu tun.“ Gleichgültig zuckte Edelfa mit ihren Schultern.
Blieb das Teufelsmal auf ihrer Hüfte. Und die Gefahr, dass man sie IHM abermals aussetzte. Dafür fand sie keine Gegenargumente. Dafür fand sie lediglich Fluchtgedanken.
Wie lange wäre sie in der Lage, sich IHM zu verwehren? Edelfas Selbstbewusstsein bröckelte. Sie atmete schwer, vor allem, weil sie sich bewusst machte, wie ER in jenem Schreckensgewölbe versucht hatte, ihr Seelenheil in sich aufzusaugen…
Ihr Gedankenradius  weitete sich noch mehr. Bis hin zu dem betörenden Mann, dem sie ihre Gunst hatte gewähren wollen:
Darüber musste sie nicht nachdenken. Eine verfluchte Kreatur war er und in Teufelei zeigte er seine vollkommene Schönheit. Seine Art von Freundlichkeit war nichts als Falschheit, um sie fehlzuleiten.
Entschieden stand Edelfa auf. Sie legte die Haarbürste beiseite und trat ans Fenster. Wegen des prasselnden Regens öffnete sie es aber nicht. Sie kniete sich davor und mit gefalteten Händen richtete sie ihren Blick in den wolkenverhangenen Himmel.
In ihrer innigen Vorstellung, die Perlen eines Rosenkranzes würden durch ihre Finger gleiten, vertiefte sie sich ins Gebet. – Die sich öffnende Tür holte sie in die Wirklichkeit.

Im Verlies auf Burg Cortemilia am selben Tag

Lauro schlug die Augen auf. Verwundert schaute er in das Greisengesicht über ihm, aus dem Tränen rollten, die auf ihn tropften. Dazu spürte er, dass sein Kopf von knochigen Händen gehalten und bedachtsam gewiegt wurde.
Für einige Atemzüge gab er sich in die Berührung, dann fasste er nach den Händen. „Don Sebastiano, was ist Euch?“
„Dem Himmel sei Dank! Ihr erkennt mich, Lauro di Montemano! Und anscheinend geht es Euch wieder gut.“ Die fürsorglichen Hände ließen von ihm ab.
Lauro richtete seinen Oberkörper auf und langsam kehrten die Schreckensbilder in sein Bewusstsein zurück:
Er spürte, wie man ihn umherzerrte und er an einen Pfahl gebunden in einer Grube stand. Auch sah er wieder jenem übernatürlich großen Reptil gegenüber, das sich ihm näherte…
„Ihr hattet recht, Don Sebastiano. Es ist eine Schlange. Ein Ungetüm. Höllisch“, flüsterte er während sein Blick zu Vicenzo schweifte, der mit geschlossenen Augen reglos im Stroh lag. „Sagt mir, Vicenzo, wurde auch er geholt?“
Don Sebastiano nickte. „Alle wurdet ihr geholt, mein Sohn, Ihr und Eure fünf Freunde. Alle am selben Tag. Und heute ist der vierte Tag danach.“
„Der vierte Tag danach“, wiederholte Lauro flüsternd. „Doch, was ist mit Vicenzo?“
„Er schläft sicher nur noch.“ Don Sebastiano nahm Lauro bei den Schultern und musterte ihn eingehend. „Wie fühlt Ihr Euch?“
Lauro spannte seine Muskeln und streckte sich. „Ich könnte Bäume ausreißen. Ich könnte aber auch ein halbes Wildschwein vertilgen.“
Gerne hätte Lauro zu den anderen Gefährten gerufen, um sich zu vergewissern, dass es auch ihnen gut ging. Doch seine Angst vor Repressalien der Wächter hielt ihn davon ab. Er schwieg und vertraute.
„Ihr habt es überstanden“, seufzte der Greis erleichtert. „Nun gilt es, so schnell wie möglich zu fliehen.“
„Aber wie, Don Sebastiano“, hauchte Lauro verzweifelt. „Wie sollen wir fliehen? Wie aus Ketten und Verlies entkommen? Wie die hohen Burgmauern überwinden…“ – Der Greis lächelte.

„Es ist so einfach wie offensichtlich. Vor jedermanns Augen und doch für niemand sichtbar“, frohlockte Don Sebastiano, nachdem auch Vicenzo erwacht war und die beiden Freunde sich zu seinem Strohhaufen gesellt hatten. „Die siebte Fackel, gezählt von der Treppe aus nach rechts. Ihr nehmt sie aus der Halterung und dreht diese nach unten. Einige Schritte entfernt, in einer Nische, öffnet sich so ein Geheimgang. Dreht Ihr die Halterung wieder nach oben, bleiben Euch einige Momente, den Gang zu betreten. Danach verschließt er sich wie von Geisterhand. Also steckt zuvor die Fackel an ihre Stelle und kein Mensch ahnt auch nur, wie Euch die Flucht gelungen ist.“
Den beiden Freunden stand der Mund offen. Sie konnten ihr Glück, ihrem Unheil tatsächlich zu entrinnen, kaum fassen:
Zuerst rissen sie einander in die Arme. Hernach fielen sie vor Don Sebastiano auf die Knie und küssten seine knochigen Hände, wovon ihm übermannt Tränen aus seinen trüben Augen rannen.
Es dauerte lange, bis man sich voneinander löste, ohne damit aufzuhören, selige, erleichterte Blicke zu tauschen. Erleuchtet von zwei strahlenden Augenpaaren, schien der Kerker mit einem Mal um vieles heller…

„Ich habe einen Plan und auch eine Waffe“, ergänzte Don Sebastiano später nicht ohne Stolz. Emsig war er in die hinterste Ecke gekrochen und hatte im Stroh gewühlt. Nun kauerte er wieder zwischen den Gefährten.
„Was ist das?“, fragte Lauro verwundert, als Don Sebastiano die Hand öffnete und ihnen das angekündigte Wehrstück präsentierte.
Don Sebastiano kicherte. „Wisst Ihr, meine Söhne, wenn man nichts hat außer viel Zeit, und von dieser auch noch viel vergeht, sprießen im Geist und am Körper die wunderlichsten Dinge. Das soll heißen“, machte er es spannend, „was Ihr hier seht, ist das Stück eines meiner über Monate gehegten und gepflegten Fußnägel.“
„Ein Fußnagel?!“, entfuhr Vicenzo, der bereits seine Hand ausgestreckt hatte, um nach der angeblichen Waffe zu greifen und diese in Augenschein zu nehmen. Schnell zog er seine Hand zurück. Nur aus gewisser Entfernung betrachteten die beiden verblüfften Freunde das fingerlange Stück eines menschlichen Fußnagels, das an den Seiten gleich einer Klinge fein säuberlich angeschliffen war.
„Nun gut“, kommentierte Don Sebastiano und rieb den Fußnagel am Steinboden, ganz so, als ob er ihn anschliff. „In ein Herz kann ich das gute Teil nicht stoßen. Aber für ein ausgestochenes Auge sollte es, geführt aus entschlossener Hand, wohl genügen.“ Schwungvoll, begleitet von halb zusammengekniffenen Augen und einem zischenden Geräusch aus seinem zahnlosen Kiefer, rammte der Greis in seiner Vorstellung das Werkzeug ins Auge eines Wächters. Danach erklärte er weiter. „Wir sind zu dritt und mein Plan wäre Folgender…“

Höchst zufrieden sah er später in die zuversichtlichen Gesichter seiner beiden Schützlinge.
„Zweifelsohne ein perfekter Plan.“ Vicenzo legte ob der Rolle, die Don Sebastiano für ihn vorsah, den Kopf in den Nacken und lächelte. „Hier sind wir so gut wie raus, Lauro.“
Der Freund nickte, trotz leichten Unbehagens, angesichts dessen, was er zu meistern hatte. Mit einer Frage an Don Sebastiano lenkte er sich davon ab:
„Warum seid Ihr nicht schon früher geflohen?“
„Oh, das wäre ich, mein Sohn. Doch leider habe ich nicht rechtzeitig erkannt, was mit den Männern passiert. Nach dem zweiten Biss war es zu spät. Und schon eine Ewigkeit wurde niemand mehr zu mir in den Kerker gesperrt. Allein konnte ich die Wachen nicht überwältigen.“
„Was wird mit ihr, Vicenzo?“
Auf Lauros bange Frage seufzte der Freund. Auch er hatte an die junge Frau gedacht, sorgenvoll, nicht nur einmal, besonders, seit sie wussten, was auf der Burg vor sich ging. Dauernd sah er sie vor sich, zur Willenlosen verwandelt in den Armen dieses Grafensohnes…
„Wessen sorgt Ihr Euch, meine Söhne? Sprecht zu mir.“ Don Sebastiano musterte die plötzlich bedrückten Mienen der eben noch so glücklichen Gesichter. „Habe ich gerade das Wort ‚ihr‘ verstanden? Meint Ihr etwa eine Frau?“
Zwei Köpfe nickten.
„Nun sprecht doch!“, forderte er lächelnd. Er zehrte von der Jugend, die ihm gegenüber saß, die ihn beflügelte, davon zu träumen, selbst nochmals jung zu sein, frei von Schuld, in Gedanken an eine schöne Frau…
Lauro und Vicenzo erzählten. Der Greis lauschte still, hin- und hergerissen von seinen Gefühlen:
Einerseits durchflutete ihn hoffnungsvolle Freude für die beiden Adelssöhne in ihrer Leidenschaft. Mitleid für die junge Frau in ihrem Unglück verspürte er andererseits. Aber vor allem drückte ihn tiefe Traurigkeit über seinen Sohn. Verfangen im Bösen, verwehrte man ihm wohl auch die Liebe, ungezwungen und frei als höchstes Lebensglück.
Seine Regung entging den beiden Freunden nicht. Betroffen hielten sie in ihren Schilderungen inne und baten um Verzeihung.
„Aber nein, meine Söhne, nicht Ihr, ich trage Schuld! Unendliche wie mir zunehmend scheint!“ Er atmete schwer.
Bis Don Sebastiano weitersprechen konnte, dauerte es. Doch, wenngleich es auch Schmerz für das eigene Fleisch und Blut bedeutete, so wog ihm das Wohl einer jungen Frau schwerer. Deshalb begegnete er den sorgenvollen Blicken der zwei Freunde mit Wärme und er sprach ihnen entschieden Hoffnung zu.
„Nicht jetzt könnt Ihr sie mit Euch nehmen, denn der Geheimgang führt nach außerhalb der Burgmauern, nicht etwa ins Innere der Burg. Aber er kann aus beiden Richtungen benutzt werden. Wollt Ihr über diesen Weg das Verlies betreten, so wählt im Geheimgang von der Tür aus gezählt wiederum die siebte Fackel und tut ein Gleiches wie beim Hinausgehen.“


Derweil oben auf Burg Cortemilia

„Erhebe dich vom Boden!“, hörte Edelfa wie aus der Ferne. „Denn das einzige, was du mit deiner Herumkriecherei erreichst, ist es, dein Kleid zu beschmutzen. Und es gibt für dich gemäß deinem Wunsch nur das eine.“ Ohne eine Spur von Respekt war Emiliana direkt hinter sie getreten.
„Und beschützt mich vor dieser schwarzen Hexe, Amen.“
Laut beendete Edelfa ihr Gebet. Als ob sie allein wäre, stand sie auf und richtete ihren Blick weiterhin aus dem Fenster. Dabei lauschte sie dem Regen, fest entschlossen, die Mutter ebenso zu ignorieren, wie den Sohn.
„Sieh mich an! Ich habe mit dir zu reden!“ Emiliana fasste nach ihrem Arm und drehte sie energisch zu sich. „Zuerst zeigst du mir SEIN Zeichen, denn ich muss es mit einer Salbe bestreichen.“
Wie durch Glas blickte Edelfa durch die verhasste Frau hindurch. Sie entzog ihr ihren Arm und legte die Hände auf ihre linke Hüfte.
Schnaubend griff Emiliana nun nach Edelfas Handgelenken, woraufhin Edelfa die Muskeln spannte und sich an ihrem Rock festklammerte.
„Füge dich oder ich verschaffe mir Zugang zu dir!“ Emiliana drohte und wartete. – Edelfa rührte sich nicht.
Kurz darauf bezahlte sie für ihren Widerstand. Sie wurde von herbeigerufenen Dienern aufs Bett geworfen und festgehalten. Ohne Kommentar entblößte Emiliana behutsam Edelfas linke Hüfte. Sie prüfte die noch immer offene Wunde, was ihr zu missfallen schien. Trotzdem zog sie ein Salbentöpfchen aus ihren Röcken und strich eine grüne, widerlich riechende Salbe in die Kratzer.
Nachdem Edelfas Hüfte abgedeckt und ihr Kleid wieder zurecht gezogen war, nickte Emiliana und sie wurde losgelassen.
Augenblicklich sprang Edelfa auf und eilte zurück ans Fenster. In ihrem Grauen und ihrer Hilflosigkeit, dass man sich ihrer abermals bemächtigt hatte, öffnete sie es trotz des ihr entgegenpeitschenden Regens. Im Wunsch, das Wasser, was der Himmel zur Erde schickte, möge sie reinwaschen, lehnte sie sich weit nach draußen. Ihr war wie hinausspringen!
Indes. Nur wenige Momente vergönnte man ihr die Außenwelt. Auf Emilianas erneuten Befehl zerrte man sie unsanft zurück ins Zimmer und das Fenster wurde geschlossen.
„Höre mir zu“, trat Emiliana zu ihr. „Auch wenn sich dein Geist noch sträubt, so gehörst du jetzt IHM. Es wird dein Schade nicht sein, denn ER will dir nichts Schlechtes, glaube mir. Allein deine Kirche ist es, die dem Fürsten der Tiefe das Ungeheuerliche andichtet. Wende dich SEINEM Sohn, meinem Sohn, zu, und schenke ihm gesunde Nachkommen. Verbringe ein erfülltes Leben an seiner Seite, denn, wie du letzte Nacht vernommen hast, bist du für Emanuele bestimmt.“
Auf die mütterlich gesprochenen Worte hin starrte Edelfa entgeistert auf Emilianas verschleiertes Gesicht. Für einige schwere Atemzüge stand ihr dabei der Mund offen. Dann aber richtete sie sich auf und erwiderte:
„Ihr nehmt mir nicht nur meine Freiheit. Ihr versucht zudem, mir auch noch meine Seele zu rauben. Doch glaubt nicht, dass ich dies dulde. Und glaubt nicht, dass mein Schoß ihn jemals empfangen wird, Euren teuflischen Sohn. Tut er mir Gewalt an, finde ich einen Weg, mir ebenso Gewalt anzutun. Ich werde mich töten und der Himmel wird mir vergeben. Dessen bin ich mir sicher.“ Edelfa bekreuzigte sich. „Also hofft nicht darauf, dass ich ihm jemals einen Nachkommen schenke.“
Emiliana schluckte. Sie hatte den starken Willen der jungen Frau völlig unterschätzt. Unsicherheit stieg in ihr auf. „Was ist so schlecht an meinem Sohn?!“, verlor sie sich in erster Aufregung. „Er ist ein stattlicher, wohlhabender Mann, und er würde dich, was nicht zu übersehen ist, schon jetzt, kaum dass er dich kennt, am liebsten auf Händen tragen!“
„Oh“, entgegnete Edelfa langsam und in tiefstem Ton. „Meine Gunst stand ihm frei, Frau. Er hätte mich auf Händen tragen sollen, aber nicht in Euren teuflischen Keller. Und nun, da ich weiß, wessen Lenden er ist, nie, niemals erwählte ich ihn. Richtet es ihm aus, denn ich bin nicht mehr gewillt, seine Gegenwart auch nur eine Sekunde hinzunehmen.“ Verächtlich drehte sie Emiliana den Rücken zu. Sie trat erneut ans Fenster, öffnete es mit Nachdruck und hielt ihr Gesicht in den Regen.
Emiliana ergriff Panik. Schließlich blieben nicht einmal mehr zwei Tage, bis ihr Sohn zurückgekehrt wäre. Deshalb folgte sie Edelfa. Sie packte sie bei den Schultern, riss sie vom Fenster weg und schüttelte sie heftig. „Du stolzes, dummes Ding!“, schrie sie. „Du fügst dich! Augenblicklich! UNSER Fürst hat dich als Tochter und SEINES Sohnes Weib anerkannt! Es ist jetzt deine Pflicht!!“ Ihre Stimme überschlug sich.
Edelfa wehrte sich. Sie stieß Emiliana dermaßen energisch von sich, dass diese rückwärts taumelte. „Bleibt weg von mir, schwarze Hexe!“, schmetterte sie aus voller Kehle. „Versucht, was Ihr wollt! Aber was meine Pflichten sind, bestimme immer noch ich allein!!“
„Wachen!!“, kreischte Emiliana. „Wachen!! Ich werde dich deine Pflichten lehren, du aufsässiges Ding!“, tobte sie in ihrer Heidenangst. „Schafft sie ins Verlies!“, befahl sie den Wächtern, die sich geradewegs auf Edelfa gestürzt hatten.

 

Ende Episode 19 ES_Alcatraz Score – Jon Bjork
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